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Wittgenstein, Ludwig

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Lebenslauf

Geboren: 26. April 1889 in Wien
Gestorben: 29. April 1951 in Cambridge

Ludwig Wittgenstein wurde als jüngstes von acht Kindern einer wohlhabenden und kunstsinnigen jüdischen Industriellenfamilie geboren. Er studierte zunächst Ingenieurswissenschaft in Berlin und Manchester und ab 1912 Philosophie in Cambridge bei Bertrand Russell. Ab diesem Jahr begann Wittgenstein mit Arbeiten an seinem ersten philosophischen Werk, der Logisch-philosophischen Abhandlung, die er in einem Tagebuch als Notizen bis 1917 festhielt. Auch während seiner Zeit als österreichischer Freiwilliger im Ersten Weltkrieg arbeitete er daran weiter, bis er es schließlich im Sommer 1918 vollendete. 1921 erschien es unter dem Titel „Tractatus Logico-Philosophicus“ als einziges zu seinen Lebzeiten veröffentlichtes philosophisches Werk. In dieser Zeit arbeitete Wittgenstein bereits als Volksschullehrer in Niederösterreich. 1926 gab er diesen Beruf wieder auf und baute vom Herbst desselben Jahres bis 1928 am Haus seiner Schwester in Wien mit. Dort traf er mit den Philosophen des Wiener Kreises zusammen. 1929 kehrte Wittgenstein als Philosoph nach Cambridge zurück, wo er zunächst bei Russell und George E. Moore über den Tractatus promovierte. Zwischen 1939 und 1947 war er als Professor für Philosophie in Cambridge tätig. Danach widmete er sich ganz seiner Philosophie.


Bedeutung

Wittgenstein wird heute als Hauptvertreter der analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts gesehen. Sein Versuch, Grundbegriffe wie Bewusstsein, Verstehen, Denken, Wissen, Gefühl, Handlung, Regel usw. aus der sprachlichen Sicht zu untersuchen, hat viele Philosophen und Denker zu weiteren Überlegungen und Untersuchungen veranlasst.


Lehre und Gedanken

Durch das Studium von Bertrand Russells Schriften kam Wittgenstein zur Beschäftigung mit der Logik der Sprache. Das führte zu seinem berühmten „Tractatus Logico-Philosophicus“, mit dessen Druck er seine philosophische Aufgabe für beendet ansah. Nach einigen Jahren kamen ihm aber Zweifel an der Richtigkeit einiger Aussagen und er wandte sich vollends der Philosophie zu. Sein zweites Werk „Die Philosophischen Untersuchungen“ erschien erst 1953, zwei Jahre nach seinem Tod.

In seinem Frühwerk ist Sprache das Mittel, um im eigenen Denken die Wirklichkeit zu erfassen. Insofern ist Sprache ein Abbild der Welt aus Tatsachen. Und eben nur das kann die Sprache: Auskunft über Tatsachen geben. Sätze der Ethik sind für Wittgenstein deshalb nur hoffnungslose Versuche, etwas Unsagbares zu sagen, da sie keine Auskunft über Fakten geben.

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ (Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus)

Im Zuge seiner Zweifel ändert er seine Auffassung bezüglich der Funktion der Sprache. Sie ist nicht mehr Darstellung der faktischen Welt, sondern wird beim späteren Wittgenstein als Mittel der Kommunikation betrachtet und ist damit Teil des sozialen Lebens und der Kultur. Die Bedeutung eines Satzes wird durch die Rahmenbedingungen festgelegt, in denen der Satz formuliert und gebraucht wird. Philosophie hat dann die Aufgabe, fehlerhafte Vorstellungen aufzudecken, die durch den Gebrauch von Sprache entstehen.

„Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten: und dies umgeben von einer Menge Vororte mit geraden und regelmäßigen Straßen und mit einförmigen Häusern.“ (Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen)


Hauptwerke von Ludwig Wittgenstein

„Tractatus logico-philosophicus“(1921/22)
Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Frankfurt/Main : Suhrkamp 2003.

„Philosophische Untersuchungen“ (1953)
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen. Kritisch-genetische Edition. Hrsg. von Joachim Schulte. Frankfurt/Main : Suhrkamp 2001.


Über Ludwig Wittgenstein

Chris Bezzel: Wittgenstein zur Einführung. Hamburg: Junius 2000.

Kai Buchholz: Ludwig Wittgenstein. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2006.

Ernst M. Lange: Ludwig Wittgenstein - Logisch-philosophische Abhandlung: ein einführender Kommentar in den "Tractatus". Paderborn: Schöningh 1996.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
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